Implantate wurden ursprünglich eingesetzt, um bei ungünstigen Kieferverhältnissen Vollprothesen zu verankern. Inzwischen werden sie aber zunehmend bei verschiedenen Formen von Zahnverlust in Betracht gezogen. Sie bieten einen nahezu naturidentischen Zahnersatz und gestatten im Prinzip den Ersatz jedes einzelnen Zahnes, gerade auch im Frontzahnbereich.
Einzelzahnimplantate
Diese werden gesetzt, wenn zwischen zwei Zähnen eine Lücke entstanden ist, und die Nachbarzähne als Anker für eine Brücke nicht in Betracht kommen.
Implantate als Befestigung
Hier wird klassischer Zahnersatz (Krone, Brücke, Prothese) auf ein oder mehrere Implantate gesetzt. Im Unterkiefer kann eine übliche herausnehmbare Prothese mithilfe von zwei bis vier Implantaten ermöglicht werden. Die Prothese wird dann über Teleskope, einen Steg oder Magnete/Kugelköpfe stabilisiert. Ist ein festsitzender Zahnersatz (Brücke) gewünscht, muss man im Unterkiefer mit mindestens sechs, im Oberkiefer mit acht Implantaten rechnen. Auch die Mischform (Verbundbrücke) aus eigenen Zähnen und Implantaten ist möglich. Die hygienisch beste Variante ist eine herausnehmbare Konstruktion, da hier die Reinigung sowohl des Zahnersatzes als auch des Zahnfleisches besser zu handhaben ist.
Der Zeitpunkt ist wichtig
Die Versorgung mit einem Implantat sollte passieren, ehe im betroffenen Kiefer der unvermeidliche Knochenabbau zu weit fortgeschritten ist. Ein Implantat stoppt diesen Vorgang. Es gibt inzwischen Verfahren, bereits verlorene Kieferknochensubstanz wiederaufzubauen: Dementsprechend länger dauert die Behandlung.
Was ist ein Implantat?
Zahnimplantate sind künstliche Zahnwurzeln: Schraubgewinde aus Titan oder Keramik, die direkt im Kieferknochen verankert werden, und auf denen dann die Prothetik befestigt werden kann. (Kronen, Brücken oder Prothesen)
Jedes Implantat besteht aus drei Teilen:
- Der Implantatkörper (die im Knochen verankerte Wurzel)
- der Halsteil
- die darauf befestigte Krone
Der Implantatkörper muss gut in das lebende Gewebe - den Knochen - einwachsen, damit dem Kaudruck dauerhaft standgehalten werden kann. Damit das gegeben ist, muss der Werkstoff biokompatibel sein. Es dauert zwischen drei und acht Monaten, bis das Implantat so festgewachsen ist, dass ein Maximum an Stabilität erreicht wird.
Der Halsteil des Implantates ist besonders glatt, damit sich die Mundschleimhaut dicht anlagern kann, denn hier sitzt die Durchtrittsstelle des Implantates in die Mundhöhle.
Der Kopfteil verbindet die künstliche Zahnkrone mit dem Implantat: Die Krone wird mit dem Kopfteil entweder verschraubt oder verklebt.
Materialien
Biokompatibilität und Festigkeit sind die wesentlichen Faktoren eines Implantates. Die meisten Implantate werden deshalb aus Reintitan oder einer Titan-Legierung hergestellt. Implantate aus Keramik sind weniger bruchfest, werden deshalb seltener eingesetzt.
Die häufigsten Implantatformen:
- Schraubenimplantat:
Die häufigste Variante, das Implantat wird in ein vorgefrästes Loch in den Kiefer geschraubt (meist mit selbstschneidendem Gewinde). - Zylinderimplantat:
Mit oder ohne Gewinde: Es wird mithilfe eines Hammers in das vorgefräste Loch im Kiefer getrieben.
Medizinische Informationen
Ob in Ihrem Fall ein Implantat in Frage kommt, klärt Ihr Zahnarzt/Ihre Zahnärztin mit Ihnen gemeinsam. Grundvoraussetzung ist auf jeden Fall eine perfekte Mundhygiene.
Indikationen für Implantate:
- Verankerung von Vollprothesen im zahnlosen Unterkiefer: Der Kiefer bietet nicht genügend Stabilität, weil beispielsweise ein ausgeprägter Knochenabbau stattgefunden hat. Damit ist der Halt der Prothese durch den Saugeffekt nicht mehr gegeben.
- Zahnloser Oberkiefer: Hier ist in der Regel ein Implantat entweder nicht nötig oder wegen der anatomischen Gegebenheiten schwierig einzusetzen. Implantate im Oberkiefer beschränken sich meist auf Patienten mit unfall- oder tumorbedingten Kieferdefekten.
- Große Zahnlücken: Bei zu großen Zahnlücken ist eine Versorgung mit einer Brücke unter Umständen nicht mehr ohne weiteres machbar. Hier können Implantate die fehlenden Ankerzähne ersetzen, um eine Brücke zu ermöglichen.
- Verkürzte Zahnreihen: Das ist der Fall, wenn die großen Backenzähne einer oder beider Kieferhälften fehlen. Diese Zähne bilden normalerweise den hinteren Pfeiler einer Brücke.
- Einzelzahnersatz: In diesem Fall besteht eine große Auswahl an Möglichkeiten, einen Ersatz zu liefern. Wenn zu viel Zahnsubstanz völlig gesunder Zähne für eine Brückenlösung aufgegeben werden müsste, und eine Adhäsivbrücke nicht in Frage kommt, bietet sich eine Implantatlösung an.
In all diesen Fällen muss der Kieferknochen ausreichend Substanz für die Verankerung bieten. Ist dies nicht der Fall, wird vorbereitend zuerst der Knochen aufgebaut.
Kontraindikationen
Schwere Allgemeinerkrankungen:
Bei schweren Erkrankungen wie beispielsweise Herz- und Bluterkrankungen, Knochen- und Stoffwechselerkrankungen und wenn Sie Medikamente wie beispielwese Immunsuppresiva, Kortison oder Zytostatika usw. einnehmen, sollte auf ein Implantat besser verzichtet werden. Auch ein schlechter Allgemeinzustand oder Alkohol- und Drogenabhängigket sprechen gegen eine Implantation.
Bei Unklarheiten geht einer implantologischen Maßnahme eine internistische oder allgemeinärztliche Untersuchung bei Ihrem Hausarzt voraus, der/die in diesem Fall auch bei der Entscheidung beteiligt ist.
Krankhafte Veränderungen der Mundhöhle:
Wenn hier die Schleimhaut oder die Kieferknochen betroffen sind, muss zuerst eine erfolgreiche Behandlung abgewartet werden. Und natürlich gilt es, Vorhandenes vorher noch zu sanieren (Karies, Parodontitis).
Risikofaktor Rauchen während der Einheilphase:
Rauchen kann verhindern, dass die Implantate einheilen.
Motivation zur Mundhygiene:
Nur eine konsequente Mundhygiene sorgt für die langfristige Haltbarkeit der Implantate. Wenn schon bei der Voruntersuchung festgestellt wird, dass bisher nur eine unzureichende tägliche Zahnpflege stattfand und die Mundhygiene sich auch durch gründliche Unterweisung nicht bessert, wird ein Implantat nicht mehr sinnvoll erscheinen. Die Motivation zur Nachsorge muss gegeben sein: Penible Mundhygiene und regelmäßige, halbjährliche Kontrollen sind Grundlage für den langfristigen Erfolg einer Implantation. Eine Gegenanzeige ist auch eine fehlende Verankerungsmöglichkeit für das Implantat im Knochen. Es muss ein hinreichendes Knochenangebot im vorgesehenen Kieferbereich vorliegen. Bei einer zu stark fortgeschrittenen Parodontose wird deshalb auf den Einsatz eines Implantats besser verzichtet. Außerdem muss ausgeschlossen sein, dass versehentlich Verletzungen von Nerven, Blutgefäßen, den Nebenhöhlen und des Nasenbodens passieren könnten.
Behandlungsablauf
Der im folgenden beschriebene Ablauf soll nur als generelle Information dienen. Ihr Zahnarzt wird je nach Indikation eine individuell unterschiedliche Behandlung wählen und Sie darüber auch detailliert aufklären.
Vor jeder Implantation liegt die Diagnostik und Beratung durch Ihren Zahnarzt. Es werden Röntgenbilder oder auch CTs (Computertomographiebilder) herangezogen und der Kieferknochen wird untersucht. Bei mangelnder Dichte des Knochens wird dieser zuerst wiederaufgebaut. Ihr Zahnfleisch und der Kiefer werden auf Parodontitis untersucht und ggf. behandelt. Ebenso werden ihre Zähne, falls nötig, einer Kariesbehandlung unterzogen. Die OP selbst ist in der Regel ein unkomplizierter Eingriff und geschieht unter örtlicher Betäubung.
- Der Zahnarzt legt den Kieferknochen an der Implantationsstelle frei und das Implantatbett wird durch eine Bohrung vorbereitet. Danach wird das Implantat eingeschraubt, mit einer Deckschraube geschlossen und die Operationsstelle wird vernäht.
- Die künstliche Zahnwurzel muss nun einheilen (ca. drei Monate im Oberkiefer, ca. vier bis sechs Monate im Unterkiefer). Das Implantat ist für diese Zeit zwar provisorisch versorgt worden, darf aber noch nicht belastet werden.
- Nach dem Einheilen wird der Kopf des Implantats wieder freigelegt und der endgültige Zahnersatz auf das Implantat gesetzt (verschraubt oder einzementiert).
Sofortimplantate
Das Implantat wird direkt nach einer Zahnextraktion oder nach einem Unfall in die frische Wunde eingesetzt. Hierdurch wird das vorhandene Gewebe (hart und weich) erhalten, es ist nur eine einzige OP-Sitzung nötig und die Heilung geschieht sozusagen „in einem Aufwasch“. Das Einheilen des Implantates sollte ebenfalls möglichst belastungsfrei geschehen. Ein Sofortimplantat wird nur dann nicht gesetzt, wenn entweder eine Knocheninfektion vorliegt, die zuerst ausheilen muss, oder die Knochenverhältnisse insgesamt nicht optimal sind. Hier muss erst eine vollständige Ausheilung geschehen. Die Zeit bis zur Implantation wird in der Regel mit einem Provisorium überbrückt. (Interimsprothese)